Niklas
Luhmann, Bruno Latour und die Finanzmarktkrise
Überlegungen aus
dem BA-Seminar: Luhmann und Latour
Das Poster ist während des Seminars „Soziologische Theorie: Luhmann und
Latour“ entstanden. Ob Sie nun also gerade über unseren Visualisierungsversuch
einiger Grundgedanken von Niklas Luhmann oder Bruno Latour grübeln, Sie finden
hier einen Text, der beide Poster begleiten soll.
Das Seminar gehört zum Basismodul des Bachelorstudienganges Soziologie an
der Universität Kassel. Nach der Vorlesung zu den Soziologischen Theorien im 1.
Semester lernen die Studierenden im 2. Halbjahr ihres 1. Studienjahres zwei soziologische
Denker näher kennen. Insgesamt bietet das Modul in fünf Seminaren eine jährlich
wechselnde Auswahl zu je zwei Theoretikern an. Es schließt mit einer die
einzelnen Seminare übergreifenden Diskussionsrunde. Zum Abschluss der
Lehrveranstaltungszeit im Sommersemester 2013 steht diese unter dem Thema der
Finanzmarktkrise.
Was Luhmann und Latour eint, ist ein gewisses Quer- oder Andersdenken
innerhalb der soziologischen Theoriebildung, gerade auch im Hinblick auf die
Frage, wie sich Soziologen die Welt anschauen und dann noch von ihr oder über
sie sprechen können. Wir gehen hier wohl auch nicht zu weit, wenn wir sie als
auf den ersten Blick für eingespielte Denkweisen befremdliche Weltsichtler
bezeichnen. So verändern beide den Status und die Bedeutung
menschlich-handelnder Akteure in der Gesellschaft und damit auch das Bild von
dem, was eine Gesellschaft dann ist oder sein kann. Bei Luhmann kommuniziert
nicht der Mensch, sondern die Kommunikation selbst, in der die Handlung dann
(nur) noch einen Aspekt ausmachen kann. Bei Latour dahingegen besitzen auch die
Dinge Handlungskraft; die Technik trägt wesentlich zu den
Selbstverständlichkeiten einer Gesellschaft bei, ist immer auch Kultur und
ermöglicht auch kompliziertere Interaktionen unter Menschen. Handlung wiederum
ist nicht nur ein Grundbegriff der Soziologie, sondern auch Sie gehen
wahrscheinlich davon aus, dass Sie in den verschiedensten Situationen am
Handeln wären, oder nicht? Sicherlich wollen wir Ihnen das nicht absprechen –
es scheint sich doch bloß etwas komplizierter zu gestalten… Überlegen Sie doch
an dieser Stelle einmal kurz, wie oft Sie vielleicht schon Situationen erlebt
haben, in denen Sie ein bestimmtes Ziel verfolgt haben oder einfach nur etwas
intendierten und dann vielleicht etwas ganz anderes dabei herauskam. Vielleicht
haben Sie etwas gesagt, das anders verstanden wurde als Sie es meinten und haben
sich dann auf einmal in einem ganz anderen Thema wiedergefunden? Oder man
stelle sich einmal die veränderten Bedingungen in einer Straßenbahn ohne
Sitzplätze vor. Würde man sich auf den Boden setzen, würde man hin und
herfallen, würde der Fahrer einen Gang runterschalten, sodass Sie das Haus
jeden Morgen eine halbe Stunde eher zu verlassen hätten und vielleicht nach
einem anderen Bäcker suchen müssten, bei dem Sie ihre Brötchen kaufen können?
Mit Luhmann und Latour wird Ordnung zu etwas eher
Zufälligem, Fragilen, zu etwas, das auch anders sein könnte, zu einer
Gelegenheit. Wenn Sie sich auf diese Ideen einmal kurz einlassen wollen, hoffen
wir mit Ihnen und diesen beiden soziologischen Theoretikern einen interessanten
Blick auf die Finanzmarktkrise zu werfen. Dies auch dann, wenn wir sie Ihnen,
schon allein aus gewissen logischen Bedingungen dieser Perspektiven heraus –
das bringt ja eine Theorie so mit sich – nicht erklären, sondern (lediglich) zu
beschreiben versuchen. - Die Poster wurden im Rahmen des Seminars "Soziologische Theorie: Luhmann und Latour" (Leitung: Sarah Mönkeberg) von dem Seminar erstellt-
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