Sonntag, 14. Juli 2013

Bruno Latour und die ANT.../Niklas Luhmann und die Systemtheorie... zum Beispiel die Finanzmarktkrise



Niklas Luhmann, Bruno Latour und die Finanzmarktkrise
Überlegungen aus dem BA-Seminar: Luhmann und Latour

Das Poster ist während des Seminars „Soziologische Theorie: Luhmann und Latour“ entstanden. Ob Sie nun also gerade über unseren Visualisierungsversuch einiger Grundgedanken von Niklas Luhmann oder Bruno Latour grübeln, Sie finden hier einen Text, der beide Poster begleiten soll.

Das Seminar gehört zum Basismodul des Bachelorstudienganges Soziologie an der Universität Kassel. Nach der Vorlesung zu den Soziologischen Theorien im 1. Semester lernen die Studierenden im 2. Halbjahr ihres 1. Studienjahres zwei soziologische Denker näher kennen. Insgesamt bietet das Modul in fünf Seminaren eine jährlich wechselnde Auswahl zu je zwei Theoretikern an. Es schließt mit einer die einzelnen Seminare übergreifenden Diskussionsrunde. Zum Abschluss der Lehrveranstaltungszeit im Sommersemester 2013 steht diese unter dem Thema der Finanzmarktkrise.

Was Luhmann und Latour eint, ist ein gewisses Quer- oder Andersdenken innerhalb der soziologischen Theoriebildung, gerade auch im Hinblick auf die Frage, wie sich Soziologen die Welt anschauen und dann noch von ihr oder über sie sprechen können. Wir gehen hier wohl auch nicht zu weit, wenn wir sie als auf den ersten Blick für eingespielte Denkweisen befremdliche Weltsichtler bezeichnen. So verändern beide den Status und die Bedeutung menschlich-handelnder Akteure in der Gesellschaft und damit auch das Bild von dem, was eine Gesellschaft dann ist oder sein kann. Bei Luhmann kommuniziert nicht der Mensch, sondern die Kommunikation selbst, in der die Handlung dann (nur) noch einen Aspekt ausmachen kann. Bei Latour dahingegen besitzen auch die Dinge Handlungskraft; die Technik trägt wesentlich zu den Selbstverständlichkeiten einer Gesellschaft bei, ist immer auch Kultur und ermöglicht auch kompliziertere Interaktionen unter Menschen. Handlung wiederum ist nicht nur ein Grundbegriff der Soziologie, sondern auch Sie gehen wahrscheinlich davon aus, dass Sie in den verschiedensten Situationen am Handeln wären, oder nicht? Sicherlich wollen wir Ihnen das nicht absprechen – es scheint sich doch bloß etwas komplizierter zu gestalten… Überlegen Sie doch an dieser Stelle einmal kurz, wie oft Sie vielleicht schon Situationen erlebt haben, in denen Sie ein bestimmtes Ziel verfolgt haben oder einfach nur etwas intendierten und dann vielleicht etwas ganz anderes dabei herauskam. Vielleicht haben Sie etwas gesagt, das anders verstanden wurde als Sie es meinten und haben sich dann auf einmal in einem ganz anderen Thema wiedergefunden? Oder man stelle sich einmal die veränderten Bedingungen in einer Straßenbahn ohne Sitzplätze vor. Würde man sich auf den Boden setzen, würde man hin und herfallen, würde der Fahrer einen Gang runterschalten, sodass Sie das Haus jeden Morgen eine halbe Stunde eher zu verlassen hätten und vielleicht nach einem anderen Bäcker suchen müssten, bei dem Sie ihre Brötchen kaufen können?
Mit Luhmann und Latour wird Ordnung zu etwas eher Zufälligem, Fragilen, zu etwas, das auch anders sein könnte, zu einer Gelegenheit. Wenn Sie sich auf diese Ideen einmal kurz einlassen wollen, hoffen wir mit Ihnen und diesen beiden soziologischen Theoretikern einen interessanten Blick auf die Finanzmarktkrise zu werfen. Dies auch dann, wenn wir sie Ihnen, schon allein aus gewissen logischen Bedingungen dieser Perspektiven heraus – das bringt ja eine Theorie so mit sich – nicht erklären, sondern (lediglich) zu beschreiben versuchen.   

- Die Poster wurden im Rahmen des Seminars "Soziologische Theorie: Luhmann und Latour" (Leitung: Sarah Mönkeberg) von dem Seminar erstellt-

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